Quelle: Amnesty International: https://www.amnesty.de/allgemein/pressemitteilung/afghanistan-taliban-unterdruecken-frauen-und-maedchen

Seit der Machtergreifung der Taliban im August 2021 werden die Rechte von Frauen und Maedchen auf Bildung, Arbeit und Freizuegigkeit immer staerker eingeschraenkt. Dies geht aus einem neuen Bericht von Amnesty International hervor. Frauen und Maedchen werden in fast allen Lebensbereichen diskriminiert und ihr Protest dagegen wird gewaltsam unterdrueckt. Schulen und Universitaeten koennen sie nicht besuchen. Die Zahl der Kinderehen, Frueh- und Zwangsverheiratungen ist stark angestiegen. Gleichzeitig wurden Schutz- und Hilfsmechanismen fuer UEberlebende haeuslicher Gewalt massiv verringert.

Der neue Amnesty-Bericht mit dem Titel "Death in Slow Motion: Women and Girls Under Taliban Rule" deckt auf, wie Frauen, die friedlich gegen diese repressiven Regeln protestiert haben, bedroht, festgenommen, inhaftiert, gefoltert und Opfer von Verschwindenlassen wurden.

Das Bild zeigte eine Gruppe demonstrierender Frauen mit Bannern und Schildern, die eine Strasse entlang laufen.

Protest fuer Gleichberechtigung und gegen Unterdrueckung: Frauen demonstrieren am 16. Januar 2022 in der afghanischen Hauptstadt Kabul fuer ihre Rechte.

Seit der Machtergreifung der Taliban im August 2021 werden die Rechte von Frauen und Maedchen auf Bildung, Arbeit und Freizuegigkeit immer staerker eingeschraenkt. Dies geht aus einem neuen Bericht von Amnesty International hervor. Frauen und Maedchen werden in fast allen Lebensbereichen diskriminiert und ihr Protest dagegen wird gewaltsam unterdrueckt. Schulen und Universitaeten koennen sie nicht besuchen. Die Zahl der Kinderehen, Frueh- und Zwangsverheiratungen ist stark angestiegen. Gleichzeitig wurden Schutz- und Hilfsmechanismen fuer UEberlebende haeuslicher Gewalt massiv verringert.

Der neue Amnesty-Bericht mit dem Titel "Death in Slow Motion: Women and Girls Under Taliban Rule" deckt auf, wie Frauen, die friedlich gegen diese repressiven Regeln protestiert haben, bedroht, festgenommen, inhaftiert, gefoltert und Opfer von Verschwindenlassen wurden.

Dr. Julia Duchrow, Stellvertreterin des Generalsekretaers von Amnesty International in Deutschland, sagt: "Unter der Herrschaft der Taliban werden Millionen Frauen und Maedchen ihrer Rechte auf ein sicheres, freies und selbstbestimmtes Leben beraubt. Frauen und Maedchen werden systematisch in fast allen Lebensbereichen unterdrueckt und diskriminiert: Jeder Aspekt des taeglichen Lebens – ob sie zur Schule gehen koennen, ob und wie sie arbeiten, ob und wie sie das Haus verlassen duerfen – wird kontrolliert und stark eingeschraenkt."

Amnesty International fordert die Taliban eindringlich auf, Massnahmen zum Schutz der Rechte von Frauen und Maedchen umzusetzen. Regierungen und internationale Organisationen, insbesondere alle UN-Mitgliedstaaten und der UN-Sicherheitsrat, muessen dringend eine gemeinsame Strategie ausarbeiten und umsetzen, um die Taliban zu diesen Veraenderungen zu bewegen.

Amnesty International appelliert zudem an die internationale Gemeinschaft, das Verhalten der Taliban mit Konsequenzen zu ahnden und per Resolution des UN-Sicherheitsrats gezielte Sanktionen und Reisebeschraenkungen zu verhaengen.

"Die schonungslose Unterdrueckung der weiblichen Bevoelkerung Afghanistans verschaerft sich Tag fuer Tag. Sollte die internationale Gemeinschaft nichts unternehmen, werden Millionen Frauen und Maedchen in Afghanistan ihrem Schicksal ueberlassen", so Duchrow.

Der Bericht untersucht insbesondere folgende vier Aspekte:

Inhaftierung und Folter friedlicher Demonstrantinnen

Trotz anfaenglicher oeffentlicher Beteuerungen zum Schutz der Rechte von Frauen und Maedchen haben die Taliban Massnahmen zur systematischen Diskriminierung und Rechteverletzung der weiblichen Bevoelkerung eingefuehrt. Frauen und Maedchen in ganz Afghanistan reagierten darauf mit einer Welle von Protesten. Die Protestteilnehmerinnen waren Schikane, Misshandlung, willkuerlicher Festnahme und Inhaftierung, Verschwindenlassen sowie koerperlicher und psychischer Folter durch die Taliban ausgesetzt.

Willkuerliche Festnahmen und Inhaftierung wegen "sittlicher Verdorbenheit"

Vier Whistleblower aus Hafteinrichtungen der Taliban gaben an, dass die Taliban vermehrt Frauen und Maedchen festnehmen und inhaftieren, die geringfuegige Verstoesse gegen diskriminierende Massnahmen begehen, etwa gegen die Regel, sich nur mit einem Mahram (maennlichen Begleiter) in der OEffentlichkeit zu zeigen. Den Festgenommenen wird in der Regel das vage "Vergehen" der "sittlichen Verdorbenheit" vorgeworfen.

Eine Studentin, die 2022 festgenommen wurde, sagte Amnesty International, dass sie in Verbindung mit den Mahram-Regeln festgenommen und daraufhin bedroht und geschlagen worden sei. Sie gab an, dass Angehoerige der Taliban "anfingen, mir Elektroschocks zu verabreichen ... an der Schulter, im Gesicht, im Nacken, wo immer sie konnten ... Sie beschimpften mich als Prostituierte [und] Schlampe ... Ein Mann mit einer Pistole drohte: 'Ich werde dich umbringen, und niemand wird deine Leiche finden'"

Recherchen von Amnesty International haben ergeben, dass die Anzahl der Kinderehen, der Frueh- und Zwangsverheiratungen in Afghanistan unter der Herrschaft der Taliban immer staerker ansteigt. Dies wurde von in Afghanistan taetigen nationalen und internationalen Organisationen sowie oertlichen Aktivist*innen und anderen Expert*innen bestaetigt.

Zu den wichtigsten Ursachen hierfuer zaehlen die wirtschaftliche und humanitaere Krise, die fehlenden Bildungs- und Berufschancen fuer Frauen und Maedchen, familiaerer Druck zur Heirat mit Taliban-Mitgliedern und Druck von Taliban-Angehoerigen auf Frauen und Maedchen, sie zu heiraten.

Mangelnder Zugang zu Bildung

Die Taliban verweigern nach wie vor den meisten Maedchen im Sekundarschulalter den Zugang zu Bildung. Die Rueckkehr von Maedchen an weiterfuehrende Schulen am 23. Maerz 2022 war nur von kurzer Dauer. Noch am selben Tag schickten die Taliban die Maedchen nach Hause unter dem Vorwand eines "technischen Problems" mit den Schuluniformen. Auch vier Monate spaeter koennen sie ihr Recht auf Bildung weiterhin nicht wahrnehmen.

An den Universitaeten werden Studentinnen von den Taliban schikaniert und in ihren Verhaltensweisen, Kleidungs- und Teilnahmemoeglichkeiten eingeschraenkt. Dies hat zu einem prekaeren Umfeld gefuehrt, in dem Studentinnen systematisch benachteiligt werden. Viele Studentinnen gehen mittlerweile nicht mehr zu Vorlesungen und zahlreiche junge Frauen haben sich gleich ganz gegen ein Studium entschieden.